Gedächnisprotokoll Susann Gielians
Frühjahr 2009, zur Züchterversammlung, erfolgte ein Fachvortrag vom Schweizer Prof. Dr. Urs Giger, der zur Zeit in Florida in einem Kleintierspital (mit ca. 130 Tierärzten besetzt) forscht.
Als Einführung in das Thema, erwähnte Herr Giger, das bereits 1810 in der Humanmedizin Cystinsteinvorkommen beschrieben wurde und bereits
- 1823 hat Lassaigne das Problem beim Hund beschrieben hat und
- 1908 das Problem " Inborn errors of metabolism" als angeborene Stoffwechselerkrankung definiert wurde.
- 1935 Morris diesen Defekt des metabolischen Systems beim Irish Terrier nachweisen können.
- 1938 berichteten Green und Mitarbeiter über die Cystinurie und vermuteten einen x-chromosomalen Erbgang. Auffällig war bereits hier, dass in der Studie nur Rüden betroffen waren.
Prof.Giger erklärte, dass bei gesunden Hunden die Aminosäuren in den Nierentubuli rückresorbiert werden (also vom Körper wieder aufgenommen).
Zwei Proteine sind für die Rückresorption durch die Tubulimembran zuständig. Wenn 1 fehlt, tritt eine Cystinurie auf.
Dann beschrieb er weiter die Unterschiede zwischen einem kranken und einem gesunden Oganismus. Bei betroffenen Hunden bleibt Cystin im Urin und fällt im sauren Milieu aus, d.h. kann Kristalle oder sogar einen Stein bilden.
In einem Exkurs zu den Proteinen beschrieb er die Aufgabe der 2-Proteine, die für die Reapsorption von 99 % der 4 wichtigen Aminsosäuren
C(ystin)-O(rnithin)-L(ysin)-A(rginin) kurz : COLA zuständig sind.
Es folgte ein Exkurs zur Steinbildung in der Blase und reichte einen recht auschaulichen typischen Cystinstein (1-2 cm Durchmesser) durch die Reihen. Da die Steine meist stachelig sind, können die Steine die Blasenschleimhaut chronisch reizen.
Weiterhin können diese Steine einen Harnwegsverschluß auslösen, indem der Stein in der langen Harnröhre (Penisknochen) der Rüden dort hängen bleibt. An dieser Engstelle können sich die Cystinsteine recht gut verkannten. Wenn das passiert ist, müsse meist als Not OP diese Steine entfernt werden. Da durch die OP die Disposition einer Cystinurie, natürlich nicht durch die Op erloschen ist, müsse der betroffene Hund sein Leben lang eine bestimtme Diät erhalten.
Dann folgte ein Hinweis, wie man Cystinurie nachweisen kann:
- Hexagonale Kristalle im Urin ( Sedimentuntersuchung)
- positiver Nitroprussid- Test (Urin verfärbt sich bei Zugabe von Chemikalie)
- durch Röntgen und durch Ultraschall
- für die Zukunft nach Abschluß der Forschung angedacht : DNA- Test /Marker-Test
Wenn nun der/die Tests positiv ausfielen, könnte mit einer Alkalisierung des Urins – pH über 7 (hier bin ich mir nicht ganz sicher ob der Wert so genannt wurdemmt), Harnverdünnung, häufiger Harnabsatz therapiert werden. Wenn natürlich Steine vorlägen, die nicht mehr aufzulösen sind, dann kommt eine endoskopische Entfernung oder OP infrage.
Weiter berichtete Prof. Giger über seine Arbeiten an anderen Hunderassen z.B. den Schottischen Deerhound. Er zeigte auf, das bei den anderen Rassen mit denen er sich befasst, CU in einer schweren Form der CU auftritt., als bei den Irish Terrier. Dort gibt es bereits bei sehr jungen Hunden die ersten Steinbildungen und deutliche höhere Cystinwerte (>7000).
Durch die Entwicklung eines Gentests für diese Rassen, konnte die Erkrankungsrate bei den Rassen ganz drastisch gesenkt werden. Bei diesen Rassen konnte ein autosomal-rezessiver Erbgang nachgewiesen werden, ebenso wie bei den Menschen .
Es folgte ein Exkurs zu den möglichen DNA-Test bei den Irish Terrier. Seit dem Jahr 2007 befasst sich Prof. Giger nun mit der Problemtik Cystinurie beim Irish Terrier. Zu Anfang rechnete er mit einem schnellen Erfolg – vergleichbar mit den anderen Rassen, aber leider erweist sich die Cystinurie beim Irish Terrier als nicht einem gängigen Typen zuordnenbar.
Allgemein unterscheidet man bei der Cystinurie folgende Typen TypI oder Non-Typ1. Der Irish Terrier ist keinem dieser Typen zurechenbar. Offensichtlich wird die Erkrankung nicht nur einfach so autosomal-rezessiv vererbt. (Beim Neufundländer konnte z.B. eine autosomale Vererbung festgestellt und die Veränderung im Erbgut gefunden werden. Dann hat man die Vererbung anhand der Stammbäume verfolgen können und einen DNA-Test entwickelt).
Die Hoffnung das es genauso funktioniert, muss man wohl aufgegeben.
Bei einem autosomalen-rezessiven Erbgang müsste es eine größere Anzahl an weiblichen Erkrankten geben. Bei den zugesandten Proben waren alle Hündinnen negativ.
Man gehe nun von einer polykomplexen Vererbung ??, aber auch das ist bisher nur eine Vermutung, aus bzw. es müssen verschiedene, bisher unbekannte Faktoren hinzukommen, um die Erkrankung zum Tragen zu bringen. Dazu später - es wird eine Ernähunrgstudie, auch mit Irish Terriern durchgeführt.
Nun kam er zu der Auswertungen der ihm bereits vorliegenden Proben.
Prof. Giger hat bisher in der Zeit von 2007 bis 2008 Blut uns Urin von 128 Irish Terriern ausgewertet (etwa hälftig Rüden/Hündinnen) und die dazugehörigen Stammbäume mithilfe einer speziellen Software ausgewertet.
Ergebnis:
12 Hunde hatten Cystin-Kristalle,
6 Hunde waren Steinträger
Betroffen waren nur männliche Tiere.
Bei den Studien wurden bisher keine genetischen Veränderungen /Mutationen gefunden.
Prof. Giger verwendet den in den USA üblichen Nitroprussid Test, eine preiswerte und zuverlässige Screeningmethode, die deutlich zwischen negativ und positiv ( = Cystin im Urin : ja oder nein) unterscheiden vermag, aber keine konkreten Mengenangaben liefern kann.
Es gibt auch dabei Abstufungen
neg, 1+ 2+ 3+ 4+
Prof Giger geht zur Zeit davon aus, das die für die Züchter insbesondere wichtigen Werte in etwa so liegen, natürlich ohne Gewähr, rein als Anhaltspunkt aufgrund der ihm vorliegenden Daten, nach heutigen Erkenntniss
Grenzwert bei dem Cystintest: bis ca 330nmol (wird weiter unten erläutert), dies ist vergleichbar mit dem Nitropussittest neg, 1+,2+. Diese Werte rechnet er zu dem "noch Normalwert". Hunde mit Werten darüber würde er nicht mehr zur Zucht einsetzten (immer unter dem Hintergrund - heutige Erkenntisse).
Da man bei den Irish Terrier noch keine Ursache wie eine Mutation an jenen Transportproteinen gefunden werden konnte, möchte er nun weitere Ansätze testen, um dem Problem näher zu kommen.
Wie mit der Rassebeauftragten besprochen sollen sog. Fütterungstests/Ernährungstudie durchgeführt werden.
Bei diesem Test bekommen Hunde mit erhöhter Cystinausscheidung und Hunde mit niedrigen Cystinauscheidungen, eine definierte normale/ proteinreiche/ arme Diät bekommen und dann 10-14 Tage lang Urinproben ( 2/Tag) gesammelt werden und die Ausscheindungsverhältnisse der COLA Aminosäuren dokumentiert werden sollen.
Diese Austestungen haben in den USA bei 3 Rassen begonnen (incl. ITs) und es werden auch bei uns betroffene Hunde gesucht, die an erhöhter Ausscheidung leiden und die an einem solchen Test teilnehmen könnten. (Anmerkung, inzwischen hat die ernährungstudie stattgefunden)
Dann erläuterte Herr Giger die Werte der doppelt getesteten Hunde. Also die Hunde die an beiden Testarten (CU-Test und Nitropussitest) teilgenommen haben.
Nach seiner Meinung könnee man davon ausgehen, das (sein) der Mittelwert der negativen=gesunden Urine lag bei 179 +/- 28 . / Laborergebnisse. Nitropussitest:neg, 1+, 2+
Er erwähnte weiter, das lt. seiner Auswertung die
Bereiche des Normalwertes, der doppelt mit beiden Methoden getesteten Hunde bei 66 bis 420, (die 420 versteht er als Ausreißer, da er deutliche höher lag als bei den anderen)