Physiologie der Verdauung

Die Veränderungen, die der Urahne des Hundes, der Wolf, im Laufe der Entwicklung bis hin zu unseren heutigen Hunden erfahren hat, sind geringer als gemeinhin angenommen wird:

Immer noch ist der Hund in erster Linie ein Raubtier

Als "Raubtier" kann er weder von alleiniger Fleischzufuhr (Folge: Nährstoffmangel)  noch von alleiniger Pflanzenkost (Folge: Verhungern wegen Unverdaulichkeit) leben. Vielmehr ist er auch auf Mineralien und Vitamine angewiesen ist, die sein Urahn in den Eingeweiden und im Darminhalt, der "zumeist Pflanzenfressenden" Beutetiere vorgefunden hat.

Der Verdauungstrakt beginnt mit dem Maul und den Zähnen:

Eindeutig kann das Hunde-Raubtiergebiss Gewebe zerschneiden, größere oder kleinere Brocken Fleisch von Knochen abreißen und mit den Backenzähnen grob zerkauen.  Ganz sicher kann dieses Gebiss aber keine Nahrung so weit zermahlen, wie es die Pflanzenfresser tun, bei denen die fermentative Nahrungsaufbereitung bereits im Maul beginnt.
Nein, der Hund schlingt eher gröbere Nahrungsbrocken hinunter, wobei sein Speichel vor allem der Anfeuchtung der Nahrung dient, damit diese besser in den Magen rutscht. Der Bissen wird meist am Stück abgeschluckt und gelangt in weniger als 5 Sekunden in den Magen.

Der Speichel dient nur zum Schlüpfrigmachen der Bissen,

Der Hund hat im Kopfbereich besondere Drüsen, die sorgen für genügend Speichel (flüssig, leicht schleimig) im Ohr, Unterkiefer, unter der Zunge, Backen.

Dem Speichel  fehlt das Zucker spaltende Enzym Amylase

Magen

Der Hund besitzt einen Sackmagen, der im Vergleich zur Körpergrösse, 7mal so groß ist, wie der eines Pferdes. Der Hund kann große Nahrungsmengen aufnehmen und je nach körperlicher Aktivität - in kleineren oder größeren Portionen an den Darm weitergeben.
Zudem dient der Sackmagen, entsprechend der Herkunft der Hunde, als Speicherorgan von Nahrung. Der Magen kann bis zu 24 Stunden lang Nahrung an den Darm weitergegeben.

Salzsäure

Die Salzsäure des Magens führt zu einer weitgehenden Abtötung von Bakterien, die mit dem Futter oder aus der Umgebung aufgenommen werden. So ist erklärlich warum der Hund durchaus in der Lage ist, verdorbenes Futter oder Kadaver zu fressen, ohne daran gleich schwer zu erkranken.

Merke
Der Magen hat mehrere Funktionen.

 Mehrere Faktoren beeinflussen nun den Abfluss in den Dünndarm.

Dünndarm

Die Länge des Hundedarmes weist übrigens ebenfalls auf seine Raubtiernatur hin:

Das Verhältnis der Körper- zur Darmlänge beträgt bei Hunden etwa 1 zu 6,8.

Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, schließlich kommt bei einem größeren Hund eine Gesamtlänge von rund 10 Metern zu Stande (Dünndarm: etwa 450 cm, Dickdarm: etwa 550 cm).

Die Darmlänge vieler Pflanzenfressern von ähnlicher Körpergröße ist aber doppelt so lang!

Das Verhältnis von Körper- zu Darmlänge liegt bei diesen Tiergattungen zwischen 1:10 bis 1:23.

 

Warum frisst der Hund kein Heu

Der Darm ist jener Ort im Organismus eines Tieres, in dem Nahrung in so kleine Bestandteile zergliedert wird, dass sie durch die Darmschleimhaut in das Blut transportiert werden können. Die Kürze des Hundedarms muss also zu einer anderen Verdauung führen als bei einem Pflanzenfresser.

Dies ist auch tatsächlich der Fall:

Folge: Ein Hund muss, da sein Organismus dennoch alle wichtige Nährstoffe benötigt, die von den Beutetieren bereits vorverdauten Pflanzenteile aufnehmen.


Nur so kann ein Hund die Fülle an Nährstoffen aufnehmen, die er für seine tägliche Arbeit benötigt.

Merke

Ist die Bauchspeicheldrüse gestört, kommt es zu erheblichen Verdauungsstörungen, insbesondere bei der Fettverdauung.
Im Zwölffingerdarm wird ein Grossteil der Nahrung verdaut. Hier kommen noch mehr Enzyme in den Speisebrei. Einige stammen aus der Darmwand und andere aus der Bauchspeicheldrüse oder aus der Leber.

Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse ist eine der wichtigen Drüsen im Körper und hat zwei Aufgaben: 

Natriumbikarbonat
Neutralisiert den sauren Speisebrei und sorgt für eine alkalische Umgebung, in der die Enzyme des Darms und der Bauchspeicheldrüse am besten wirken können.

Eine weitere wichtige Funktion der Bauchspeicheldrüse ist die Herstellung des Hormons Insulin und dessen Abgabe in den Blutstrom.

  Insulin kontrolliert den Blutzuckerspiegel.

Der Bauchspeichel ist ein basisches Sekret ( ph 7-8) das Enzyme zur Verdauung von Eiweis und Kohlenhydraten und Stärken enthält. Die Enzyme liegen in einer inaktiven Form vor, die erst durch Freisetzung des Darminneren aktiviert werden. Der Hund hat eine bemerkenswert hohe Enzymkapazität für die Fettverdauung. Ist die Bauchspeicheldrüse gestört, kommt es zu erheblichen Verdauungsstörungen, insbesondere bei der Fettverdauung.

 

Galle

Galle aktiviert die fettspalteenden Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse und erhöht die Löslichkeit der freigesetzten Fettbestandteile. Galle wird in der Leber gebildet und dann in der Gallenblase zwischen gelagert. Gallensäuren sind in der Lage die Darmwand zu durchdringen.

 

Dickdarm

Nachdem die Verdauung im Dünndarm weitestgehend beendet ist resorbiert der Organismus im Dickdarm Wasser,Mineralstoffe und Elektrolyte.

Störungen: Wassergehalt ist enorm wichtig.Da sonst Durchfall oder weicher Kot (Wasseranteil 60-75 %)

Zur enzymatischen Aufspaltung sind nur noch Mikroorganismen in der Lage, die unverdauliche Fasern aufspalten und so den Darmwandzellen als wichtige Energielieferanten verfügbar machen.

Merke

Exkremente bestehen zu rund 60-70 % aus Wasser und der Rest aus unverdauter Nahrung, toten Bakterien, Darmzellen und einigen anorganischen Materialien.

Kot wird im Rektum gespeichert und durch den analen Schliessmuskel ausgeschieden.  Auch wenn die Ausscheidung von Kot willentlich gesteuert wird, kann es bei alten Hunden, bei Diarrhöe-Anfällen oder anderen Krankheiten zu Problemen kommen.

 Ph-Werte im Verdauungskanal

 

Darmflora

Ein wichtiger Aspekt in der Gesunderhaltung des Verdauungssystems ist eine intakte Darmflora. Sie ist dann gegeben, wenn physiologische Darmbakterien im richtigen Verhältnis den Darm, vor allem den Dickdarm besiedeln.
Vor allem durch Entwurmungen (?? Hier teilen sich die Meinungen) und Antibiotikabehandlungen wird diese empfindliche Flora gestört oder gar zerstört und muss nach einer Behandlung unbedingt wieder „saniert“ werden.

Dazu eignen sich spezielle Präparate, die die Bildung von Milchsäurebakterien fördern (z.B. SymbioPet, ein Produkt der Firma Symbiopharm www.symbiopharm.de

 

Darm und Darmwand

Mindestens 70% des Immunsystems sind im Darm und der Darmwand lokalisiert.Schäden des Darms haben immer auch Einfluss auf seine Funktion. Darmsanierung ist angezeigt nach Entwurmung und Antibiotikabehandlung.

„Das zweite Gehirn“ wird der Darm vom amerikanischen Neurowissenschaftler Michael Gershon auch genannt.
 

Der Bauch denkt

Dieser Gedanke eröffnet ein breites Feld weiterer Ideen zum Thema Ernährung, vor allem der Bezug zwischen Ernährung und Verhalten wird über diese Tatsache hergestellt.
Was ist damit gemeint?
Der Amerikaner Michael D. Gershon hat in seinem Buch „The Second Brain“ (leider nur in Englisch erhältlich) Untersuchungsergebnisse vieler verschiedener Wissenschaftler zusammengetragen und damit ein neues Verständnis für die Ursachen von Erkrankungen des Verdauungssystems und des Verhaltens möglich gemacht.  
Untersuchungen, die z.T. schon über 100 Jahre alt sind zeigen, dass der Darm eine autonome funktionale Einheit bildet und nicht der Steuerung durch das Gehirn unterliegt.
Es scheint vielmehr genau anders herum zu sein – der Darm steuert das Gehirn.
Als Beweise werden unter anderem die Zahl der Nervenzellen, die sich in Darmnähe befinden (mehr als im Rückenmark), angeführt, aber auch der Weg von Nervenbahnen dient als Argument für diese Theorie (mehr Bahnen führen vom Darm in Richtung Gehirn als umgekehrt). Ferner finden wir im Darm und seinen Steuereinheiten die gleichen Neurotransmitter – z.B. Serotonin und Dopamin – wie im Gehirn. Ihr Einfluss auf das Verhalten von Mensch und Tier ist unbestritten.
Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem sei das Buch empfohlen. Ihr findet es in der Literaturliste am Ende des Skripts. Eine gute Zusammenfassung gibt es in diesem Artikel der Zeitschrift GEO: http://www.ryke37.de/hara/geo_11_00_bauch_kopf.pdf
 

 

"100 Millionen Nervenzellen umhüllen den menschlichen Verdauungstrakt; hier die eingefärbte Röntgenaufnahme eines Dickdarms